Die Franzosenkriege
Am 17. Dezember 1799 kamen die Franzosen unter Moreau vor Vöcklabruck, die am nächsten Tage die Stadt und die umliegenden Ortschaften ausplünderten.
Ein Jahr später war das hiesige Gebiet, namentlich die Ebene zwischen Vöcklabruck, Unterregau und Oberregau, der Schauplatz eines bedeutenden Gefechtes. 18. Dezember 1800. Über diese Kampfhandlung berichtet ein Brief des damaligen Pfarrers Franz Jäger an das Stift St. Florian. Jäger schreibt: „Am 18. Dezember fing die Schlacht bei uns gerade vor meinem Hause an, wo sich drei Regimenter Kavallerie und zwei Regimenter Infanterie, weil bis Oberregau ein ebener Platz ist, in Schlachtordnung aufgestellt hatten und erwarteten den Feind, der sie aber auf der Stelle warf, daß 3 Generale und 5000 Mann gefangen wurden. Welchen Schrecken ich während der Aktion ausstand können Sie sich wohl vorstellen. ...“ Anschließend schildert Jäger, wie er unter Ängsten um sein Leben seine gesamte Barschaft drei französischen Soldaten übergeben musste und bittet das Stift: „... Dürfte ich Sie nicht in dieser meiner Not untertänigst bitten, mir die Versicherung zu geben, daß ich von Ihnen bares Geld erhalten könnte, ...Regau, den 1. Jänner 1801“
Im Jahre 1805 betraten die Franzosen zum zweiten Male den Boden unseres Vaterlandes. Oberösterreich hatte bei diesen Einfall mehr zu leiden als beim ersten. Nach der unglücklichen Schlacht bei Austerlitz (2. Dezember1805) wurde der Preßburger Friede geschlossen. Kaiser Franz musste seine italienischen Besitzungen, Tirol, Vorarlberg abgeben und 40 Millionen Franc Kriegskosten zahlen; Oberösterreich musste allein 10 Millionen zahlen. Überdies hatte das Land durch die immerwährenden Durchmärsche der österreichischen, russischen und französischen Truppen arg gelitten.
Unser Land war von den Franzosen besetzt. Die Feinde plünderten das Land und verursachten durch ihre Erpressungen, durch die drückenden Einquartierungen großes Elend. Die Preise der Lebensmittel stiegen. In der ganzen Gegend von Regau war fast alles aufgezehrt und Hafer gar nicht zu bekommen. Für die französischen Pferde musste man schon das Getreide nehmen, wobei es an Exzessen von Seiten der Bauern nicht mangelte.
Die Verordnung von Erzherzog Karl vom 9. Juni 1808 befahl zur Verteidigung des vaterländischen Bodens die Errichtung einer Landwehr. Pfarrer Josef Frenner (1805 – 1809) von Regau hat sich hierin in hervorragender Weise ausgezeichnet, weshalb ihm ein Belobigungsdekret ausgestellt wurde. Frenner, der eine große Anzahl an Gedichten und Kirchenliedern verfasste, beklagt mehrmals die Einquartierungen und Plünderungen, bei denen neben dem Pfarrhof auch die Kirche erbrochen wurde. 1809 stirbt er 34jährig an Nervenfieber.
Nach dem 3. Franzoseneinfall im Jahre 1809 kam das Hausruckviertel bis 1816 zu Bayern. Regau blieb bei Österreich. Die Staatsgrenze war mit der Ager festgelegt und bei der Agerbrücke wurde im Auszughäusl Wimmer ein Mauthaus eingerichtet.
Zur Minderung der Staatsschulden wurden die Bankozettel auf den fünften Teil des Wertes herabgesetzt und bei der Silberablieferung musste auch Regau etliche Stücke beisteuern.
Zur Teuerung, die durch den Wucher gesteigert wurde, kam noch eine erbärmliche Hungersnot. Die schlechte und unzureichende Nahrung und der Kummer brachten Krankheiten hervor, durch welche „viele das Ende ihres Lebens, aber auch ihres Elends fanden“.
Der Besitzer des Weberhauses in Kirchberg soll damals den Wald südlich von Neudorf um einen Scherz Brot verkauft haben und der Fiertberger kaufte eine Wiese, etwa ein halbes Joch, um eine Pfandl Schmarrn.
Als 1817 Ende April noch Schnee lag und das Land den Anblick gewährte wie mitten im Winter, da herrschte allgemeine Mutlosigkeit, bei manchen düstere Trauer und Verzweiflung. Am letzten April heiterte sich der Himmel auf, ein Südwestwind brachte Wärme und neues Leben in die Natur und am 11. Mai blühten schon die Blumen und Bäume in den Ebenen unseres Landes und eine gesegnete Ernte konnte eingebracht werden.
1827 gab Kooperator Jakob Fleischanderl die Anregung, die zum Schutze der Bevölkerung vor den marodierenden Franzosen errichtete Landwehr in eine Bürgergarde umzugestalten. Er erwarb sich „große Verdienste um die Organisierung der hiesigen Nationalgarde“. Sie sollte friedlichen Zwecken, der Pflege der Kameradschaft und der Verschönerung von Festen dienen. 1827 gilt als das Gründungjahr der Regauer Bürgergarde. Der Fürtbergbauer in Schacha, namens Reither, war ihr erster Hauptmann. Beim Fronleichnamsfest 1829 zog sie erstmals auf.
Die heutige Uniform des Bürgerkorps Regau erinnert an die Franzosenzeit.
Bereits im Jahre 1817 war die Gründung der „Bürgerkapelle Regau“ erfolgt.
Heute sind diese beiden Vereine wichtige Kulturträger unserer Gemeinde, die in ihrem imposanten Erscheinungsbild die Erinnerung an vergangene Zeiten wachhalten. Es ist ihnen zu wünschen, dass sich auch in Zukunft immer wieder genügend Regauer finden, die durch ihre aktive Beteiligung diese Tradition weiterpflegen.
Der erste Weltkrieg
Am 28. Juni 1914 wurden in Sarajewo der österr.- ungar. Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin ermordet. „Niemand ahnte so richtig, welche furchtbaren Folgen die Schüsse von Sarajewo für die ganze Welt nach sich ziehen sollten.“
Der Eindruck der Mobilisierung in Regau
Freitag, 31. 7. 1914 nachmittags gegen 5 Uhr wurde in unserm Dorfe durch Gemeindeboten die Anordnung der allgemeinen Mobilisierung bekannt, was große Aufregung hervorrief. Die Arbeit hörte auf, die Leute standen in Gruppen beisammen und besprachen die folgenschweren Ereignisse für Staat und Familie. Um 9 Uhr abends kam die offizielle Kundmachung von der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck, die durch Trommelschlag bekanntgegeben wurde. Alle versammelten sich vor dem Gemeindehaus, wo der Bürgermeister Alois Spießberger die Kundmachung über die allgemeine Mobilisierung verlas. Bis um Mitternacht waren sämtliche auswärtigen Ortschaften der Gemeinde verständigt.
Um 4 Uhr nachmittags (Samtag) wurde zum Abschied von Herrn Pfarrer Oßberger eine Segenandacht und eine kirchliche Ansprache gehalten. Noch am selben Tage mussten mehr als 400 Männer von ihren Lieben Abschied nehmen.
Zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Brot, Getreide und Mehl bis zur nächsten Ernte wurde die Ausgabe von Brot- und Mehlkarten eingeführt.
Im Juni 1915 wurde eine Metallsammlung durchgeführt. Der Lehrer Schindlauer schreibt dazu: “Die Schuljungen hatten eine Ligitimation und legten einen großen Sammeleifer an den Tag. ... Sammelergebnis: 278 kg ... Man konnte sehen: 27 größere und kleinere Kupferkessel, Bügeleisen, Bierwechsel, Bleirohre, große Anzahl anderer Metallgegenstände, Hängelampen, Leuchter, Glocken, Uhrgewichte aus Blei, Patronenhülsen u.s.w. Silbermünzen und alle Taschenuhren.“ (Müsste wohl eher heißen: „Alte Taschenuhren“).
Bei weiteren Sammlungen wurden getrocknete Erdbeer- und Brombeerblätter, Woll- und Kautschukwaren, Taschentücher, Handtücher, Unterhosen u.s.w. ja sogar Gold („Gold gab ich für Eisen“) an das Kriegsministerium abgeführt.
Am 24. Mai 1915 wurde im Schulhaus eine Marschkompanie Tiroler Kaiserjäger in der Stärke von 240 Mann einquartiert. Das Schulhaus glich einer Kaserne. Am 14. Juni rückten sie in ihre Heimat ab, dem neuen Feinde entgegen. Mit Blumen geschmückt zogen sie von Regau fort.
Am 15. April 1916 ordnete das Kriegsministerium das Einsammeln von Brenneseln an. Das Militärstationskommando Vöcklabruck kaufte 100 kg getrocknete, entblätterte Brennesselstengel oder getrocknete Brennesselblätter um den Preis von 6 Kronen. Sie wurden bei der Herstellung von Mantel- und Kleiderstoffen mit verwendet.
Für die Zeit vom 1. Mai bis 1. Oktober 1916 wurde die sogenannte „Sommerzeit“ eingeführt und damit die Tageszeit um eine Stunde vorverlegt. Zweck dieser Sommerzeit war die Einsparung von Beleuchtungsmaterial.
Zu dieser Zeit (1916) waren die Voraussetzungen für die Ernährung der Bevölkerung mitunter sehr bedrückend geworden. Eine umfassende Reihe von wirtschaftlichen Maßnahmen war notwendig geworden, um die vorhandenen Lebensmittel und Rohstoffe „zu strecken und schüsselfertig zur Verteilung zu bringen“. So gab es Getreide- und Kartoffelsicherstellungen, Vieh- und Fleischeinschränkungen, Beschlagnahme der Türbeschläge aus Messing, Bronze und Kupfer, ....
Vom Turm der Pfarrkirche Regau wurden für Kriegszwecke drei Glocken abgenommen. Das gleiche Schicksal erlitt Rutzenmoos mit zwei Glocken.
Am 14. September 1919 fand bei herrlichem Herbstwetter unter außergewöhnlicher Teilnahme der Bevölkerung von Regau und Umgebung, von etwa 600 Heimkehrern und verschiedenen Vereinen die Enthüllung des Kriegerdenkmales statt, in welchem die Namen der Kriegsopfer der Gemeinde Regau eingraviert sind. Zunächst nahm man an, dass sich die Anzahl auf etwa 80 belaufen könnte. Die seitens des Denkmalausschusses eingeleiteten Erhebungen ergaben aber, dass die tatsächliche Verlustliste die Ziffer 131 erreichte (inklusive der damals zu Regau gehörenden Ortschaften der Katastralgemeinde Wagrain). Zur weiteren dauernden Ehrung der Kriegsopfer wurde elektrisches Licht anmontiert, welches das Ehrengrab jeden Abend beleuchtet.
Kriegerdenkmal mit den Namen der Gefallenen des 1. Weltkrieges aus den Ortschaften unserer Gemeinde
Der zweite Weltkrieg
Über die politischen Veränderungen im Jahre 1938 ist in der Gemeindechronik nichts erhalten; auch in der Pfarrchronik fehlen die Kriegsjahre. Erhalten geblieben sind uns die Sitzungsprotokolle des Gemeinderates, wobei noch zu überprüfen ist, ob diese auch vollständig sind. Die historische Aufbereitung der spannungsgeladenen Zeit vor und nach 1938 bedarf intensiver Forschungstätigkeit, um den damaligen Umständen und Ereignissen gerecht zu werden.
Während des zweiten Weltkrieges fielen im Gemeindegebiet über 100 Bomben, wobei die Ortschaften Lixlau und Zaißing besonders betroffen gewesen sein sollen.
Gegen Kriegsende kamen viele Flüchtlinge und Vertriebene - Donauschwaben, Sudetendeutsche, Siebenbürger - ... Sie bauten sich in mühevoller Arbeit eine neue Existenz auf und fanden in unserer Gemeinde ihre neue Heimat. Die Geschichte ist im Museum der Heimatvertriebenen in Vöcklabruck dokumentiert.
In den letzten Wochen des April 1945 durchzogen zurückflutende Wehrmachtsteile und auch viele Gefangenentransporte den Ort.
Am 26. Mai 1945 ernannte die amerikanische Militärregierung in Vöcklabruck den Land- und Gastwirt Karl Reiter zum Bürgermeister von Regau.
1954
Zum Gedenken an die im 2. Weltkrieg gefallenen Regauer wurde der Kriegergedächtnisbrunnen errichtet. Der Obmann des Kriegerdenkmalausschusses; Schuldirektor Hans Voitl, übergab bei der Einweihung das Denkmal der Gemeinde mit dem Wunsche, dass es ein Mahnmal zum Frieden sein und bleiben möge.
Die Inschrift lautet:
Sag, kennst du ein Denkmal von tieferer Tragik
Als schweigende Gräber der toten Soldaten
Gefallen als Opfer irrgehender Feindschaft
der ratlosen Menschheit.
KriegergedächtnisbrunnenHeute steht dieses Denkmal mit den Tafel der Namen der Gefallenen näher an der Kirche. Der Brunnen besteht nicht mehr.