Um 15 n. Chr. wurde das Keltenvolk der römischen Herrschaft unterworfen und allmählich romanisiert. Bald herrschten römische Sitten, Bräuche und Verwaltung, erreicht dadurch, dass in verschiedenen Orten an günstigen Verkehrspunkten römische Militärstationen errichtet wurden, um die unterworfene Bevölkerung im Zaum zu halten (Lentia, Ovilacis, Lauriacum, ...). Auch kleine Kastelle wurden errichtet, so zum Beispiel das nahegelegene Tergolape[1]. Dass sich die Römer hier ganz heimisch fühlten, beweisen wohl die Sommerfrischen, welche sie am Attersee (Atrolacus) und am Mondsee (Lacus lunae) errichtet hatten[2]. Wie gut ausgebaut das Verkehrsnetz, das Städte und Siedlungen durch Haupt- und Nebenstraßen miteinander verband, in unserer Gegend zur Römerzeit bereits war, erhellt Jandaurek[3] in seinen Ausführung über die Straßen der Römer, in denen er ein dichtes Gerippe an Römerstraßen nahe dem Hauptverkehrsweg von Ovilava (Wels) nach Juvavum (Salzburg) anführt.
Eine Straße führte von Attnang dem Mitterweg folgend nach Puchheim. Ein Ast dürfte bei Dornet die Ager überquert haben und zog dann nach örtlicher Überlieferung über Preising nach Himmelreich, wo er sich verzweigte. Eine Straße führte über die Dürre Aurach nach Gmunden, eine andere nach Schörfling und eine dritte dem Samerweg entlang Richtung Oberregau. In Preising, beim Haus Nr. 26, wurde unter einer mit Schotter vermischten Humusschichte eine Lage von rund 20 cm Kies und unterhalb eine stärkere Lage von Schotter festgestellt. Es handelt sich dabei nicht um natürliche Ablagerungen, sondern anscheinend um Teile eines Straßengrundbaues.
Eine weitere Römerstraße verlief von Puchheim nach Unterregau und in der Trasse am Berghang von Schalchham knapp unterhalb des sogenannten Predigtstuhl vorbei nach Lixlau. Dieser Predigtstuhl liegt am oberen Terrassenrand und ist ein halbmondförmiger geschütteter Wall, der eine Mulde umgrenzt. Im Namen Schalchham findet sich auch ein sprachlicher Hinweis auf römische Bevölkerung in unserer Gegend. Abzuleiten ist Schalchham wohl von zinspflichtiger Romane[4], da die Bayern ihre untertänigen Romanen neben Walchen auch Schalken genannt haben. Somit ist Schalchham die Heimstätte eins Schalk = römischer Knecht[5].
Beweise eines römischen Bauwerkes liefert der Fund römischer Münzen sowie von Geschirrscherben aus rotgebrannter fremder Ziegelerde und verschiedenen Ziegeltrümmern im Ackerfeld der Stieglbäuerin[6] in Oberregau.
„Regau, beim Schlosse Wagrain“ – „Bestandteile einer römischen Wasserleitung“ so lautet eine kaum verwertbare Anmerkung aus den Zwanzigerjahren unseres Jahrhunderts[7].
Einen ganz besonderen Fund aus Regau stellt die etwa 12 cm hohe römische Bronzeglocke da, die im Schlossmuseum in Linz aufbewahrt wird; handelt es sich dabei doch um einen einmaligen und einzigartigen Fund in unserem Bezirk.
Über die Verwendung solcher Glocken
Tintinnabula (Glöckchen, Schellen) begegnen des öfteren in der antiken Literatur und auf Bildquellen. Als Behang erfüllen sie die vielfältigsten Funktionen. Neben ihrer Eigenschaft als Schmuck und Erkennungszeichen hafteten ihnen magische und apotropäische Eigenschaften an, und sie schützten als Bestandteil von Amuletten vor dem bösen Blick. Sie hingen am Hals der Haustiere wie Esel, Ochse, Kuh und Hund, waren Bestandteil des Pferdegeschirrs oder waren in Verkaufsläden angebracht. Im Totenkult schmückten sie die Gräber zur Abwehr böser Geister oder wurden den Toten mitgegeben. Auch im Sakralbereich finden sich Glöckchen als Behang. Beim Opfer schmückten sie die Opfertiere. Zusammen mit den Tamburinen gehörten die Glöckchen vor allem in den ekstatischen Kulten zu den wichtigsten Musikinstrumenten, weshalb die frühen Christen sie auch als Instrumente des Irrglaubens ablehnten. Schließlich dienten die Glöckchen auch als Signalinstrumente, z. B. im Haushalt. Von Bädern und Thermenanlagen ist ausdrücklich bekannt, dass dort das tintinnabulum geschlagen wurde, wenn das Etablissement öffnete bzw. das Badewasser warm genug aufgeheizt war.[8]
Bei Schöndorf wurde ein alter Meilenzeiger mit dem Namen des Kaisers Septimius Severus (193-211) gefunden und im Jahre 1882[9] entdeckte Johann Seethaler an der Wasserscheide der Papierfabrik bei Schöndorf das Bruchstück eines römischen Meilensteines.
An der Puchheimer Straße wurden im Sommer 2020 im Rahmen von Bauarbeiten für einen Radweg zwei römische Fibeln, die auf 200 bis 250 n. Chr. datiert wurden, und eine bisher undatierte Münze gefunden. Die Fibeln sind beim Auffinden in so gutem Zustand, dass sogar noch Spannung in den Federn ist. Alle Fundstücke wurden dem Bundesdenkmalamt übergeben.
Fund aus dem Jahr 2020: röm. Fibel (200-250 v. Chr.)
Fund aus dem Jahr 2020: röm. Fibel (200-250 v. Chr.)
Fund aus dem Jahr 2020: undatierte Münze
[1] Tergolape wurde oft mit Timelkam und auch Vöcklabruck in Verbindung gebracht; wahrscheinlich liegt es doch eher bei Schwanenstadt.
[2] Schindlbauer A., Chronik von Regau, S. 2.
[3] Jandaurek Herbert, Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck.
[4] Jandarek, Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck, 10.
[5] Leinter, F., 200 Jahre Pfarre Regau, 5.
[6] Irrtümlich auch Riegelbäurin. Noll R., Der Römische Limes in Österreich, 65.
[7] Heimatgaue 2, 1920/21,56; zitiert nach Noll R., Der römische Limes in Österreich, 82.
[8] Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 14, 1993, S. 166ff.
[9] Schöndorf gehörte zu dieser Zeit zur Gemeinde Regau.