Die Grafen von Rebgau

Im 12. Jahrhundert wird des öfteren ein Adelsgeschlecht erwähnt, das sich von Rebgau nennt und dem, wenngleich es auch nur für einen relativ kurzen Zeitraum aufscheint, doch einige Bedeutung zukommt. Die Grafen von Rebgau haben sich an den großen Weltangelegenheiten offensichtlich eher wenig beteiligt, sondern lebten vielmehr Werken der Frömmigkeiten[1]. Es ist nicht davon auszugehen, dass sie unserem Ort den Namen gegeben haben; sie haben ihn sicher von hier übernommen.

Die Wurzeln der Grafen von Rebgau liegen bei einer Adelsdynastie im Waldviertel in der Nähe von Horn, wo sie im sogenannten Poigenreich ihren Hauptsitz hatten, was sich in der häufig aufscheinenden Bezeichnung Grafen von Poigen-Rebgau (auch: Rebegau-Piugen) zeigt. Die Familie der Grafen von Rebegau-Piugen ist sehr eng mit dem Kloster Göttweig verknüpft und kommt im Saalbuche desselben am häufigsten vor[2].

Stammbaum der Grafen von RebgauStammbaum der Grafen von Poigen Rebgau[3]

Aus dieser Darstellung ist ersichtlich, dass sich am Beginn des 12. Jahrhunderts die Stammlinie in drei Linien aufgeteilt hat: links die Grafen von Poigen, in der Mitte die Grafen von Hohenburg und rechts die Grafen von Rebgau. Die enge Beziehung zwischen des Poigenern und den Rebgauern wird unter anderem dadurch deutlich, dass sich Hermann II. von Poigen um 1141 Graf von Rebgau nennt, wie ja überhaupt die Titulierungen häufig wechseln; so bezeichnet sich Adalbert III. von Rebgau auch als Graf von Stein und sein Bruder Gebhard III. auch als Graf von Hoheneck.

Über die Abstammung dieser Grafendynastie herrscht keine eindeutige Klarheit.[4]

Ritter von Koch-Sternfeld erklärt die Rebegau-Piugen für plaien-peilsteinischen Stammes, wofür aber Wendrinsky keine Anhaltspunkte sieht.

Im Kloster Altenburg hielt man die Piugen für eine andere Familie als die Rebegaue und gab Hildburg, der Gattin Gebhards von Piugen, den Adalbert von Rebegau zum Bruder, sodass also die Schwester des Grafen von Rebgau nach Poigen geheiratet hätte. Diese Ansicht ist als äußerst unwahrscheinlich anzusehen.

Julius Strnad ist der Meinung, dass die Grafen von Piugen mit jenen von Windberg identisch seien. Diese Grafen von Windberg gehörten einer Linie der Grafen von Formbach-Ratelenberg (liegt bei Göttweig, Formbach bei Schärding) an, welche sich um die Stiftung des Klosters Göttweig große Verdienste erworben hatte. Da zur Zeit des Auftretens der Piugen die Linie Formbach-Ratelenberg verschwindet, sieht Strnad den Grafen Hermann von Ratelenberg als Hermann von Piugen, der diesen Namen angenommen haben dürfte, und dessen Sohn als Hermann II. von Piugen.

Wendrinsky hält diese Annahme Strnad`s für unmöglich und meint, der Titel „Formbach`schen“ sei besser auf eine Verehelichung mit einer Formbach`schen Tochter zurückzuführen.

Schlussendlich ist Wendrinsky der Ansicht, dass die Piugen von der Perg (von der Feste Mitterberg bei Markt Perg im Machlande. OÖ) abstammen und dass ein Graf Piugen (Adalbert I. ?), welcher wohl ein Bruder oder Oheim Walchums von Perg gewesen sein kann, durch Heirat mit einer Formbach`schen Tochter den Rebegau erworben hat und sich davon Graf genannt hat.

Sei dem wie ihm wolle, im 12. Jahrhundert existierte in unserer Gegend das Komitat Rebegau mit den Grafen Rebgau-Poigen als selbständigen Herren dieses Komitates.

Das Komitat Rebgau umfasste die Gebiete um Regau, Vöcklabruck, Aurach, den Landstrich südlich von der Vöckla und Ager, ungefähr vom Dorfe Eck bei Oberregau bis nach Wankham an der Einmündung des Aurachbaches in die Ager, ferner das östliche Ufer des Traunsees bis Traunkirchen und weiter östlich die Umgebung von Viechtwang.

[1] Wendrinsky J., Die Grafen von Rebegau-Piugen, 183.

[2] Wendrinsky J., Die Grafen von Rebegau-Piugen, 181.

[3] Wendrinsky J., Die Grafen von Rebegau-Piugen, 184.

[4] Siehe dazu: Hauschild J., Geschichte der Ortsgemeinde Regau, 14-16; Schindlbauer A., Chronik von Regau, 7f; Wendrinsky J., Die Grafen von Rebgau, 185f

Graf Adalbert II. von Rebgau

Die Söhne: Graf Adalbert III. und Graf Gebhard III.

Graf Adalbert II. und seine Gemahlin Gertrud konnten sich noch über Nachwuchs freuen; nämlich über die beiden Söhne Adalbert und Gebhard. Möglicherweise hatten sie auch noch einen dritten Sohn, Wolfger, der sich Graf von Stein nennt. Es ist anzunehmen, dass es sich doch eher um zwei Söhne handelt.[1]

Diese beiden Söhne waren mit den Wohltaten und frommen Werken ihrer Eltern offensichtlich nicht ganz einverstanden, da sie um 1160 die Schenkung ihrer Eltern in Viechtwang rückgängig machen wollten.

Adalbert III. unternahm 1169 eine Wallfahrt nach St. Gilles in Frankreich und dürfte bald nach 1173 kinderlos verstorben sein.

Gebhard III. scheint 1180 bei einer von ihm getätigten Schenkung des Firtberges im Süden von Regau auf. Auch er ist kinderlos geblieben, somit sind die Grafen von Rebgau vermutlich 1185 ausgestorben, denn in diesem Jahre übergibt Konrad Graf von Rachiz in Gegenwart des Herzogs Leopold dem Stifte Klosterneuburg ein Lehen in Laa, welches Graf Gebhard ihm bei seinem Tode mit der Bestimmung übergeben hatte, sie zu seinem Seelenheil zu verwenden[2].

Sicherlich ist das Regauer Grafengeschlecht vor 1189 ausgestorben, denn schon am 4. Jänner bezeichnet sich der Babenberger Herzog Leopold von Österreich als Erbe der Grafen Adalbert und Gebhard von Rebgau und ihres Vaters Adalbert.

[1] Siehe dazu den Stammbaum der Grafen. Wendrinsky  J, Die Grafen von Rebegau-Piugen, 182f. Er ordnet in seinem Stammbaum des Grafengeschlechts Wolfker dem Adalbert II. als Sohn zu, schreibt aber, dass er ihn eigentlich nicht recht unterzubringen weiß.

[2] Wendrinsky J., Die Grafen von Rebegau-Piugen, 192, Anm. 54.

Das Gebiet um Regau nach dem Aussterben der Grafen von Rebgau

Das Wappen der Grafen von Rebgau

Die Burg der Grafen von Rebgau

Leider können wir auf keine Burg in Regau hinweisen und es ist auch nicht sicher, wo die Burg der Grafen von Rebgau gestanden sein könnte.

Eine Vermutung lautet, dass sich die Burg im oder beim Orte Burgstall bei Oberregau erhoben haben könnte. Bewohner dieser Ortschaft wissen von einem unterirdischen Gang zu erzählen, der von der Burg zur Kirche in Oberregau führen soll[1]. Vielleicht lagen in Burgstall auch nur die Stallungen der Burg?

Die gängigste Ansicht sieht in Oberregau um die Vituskirche die Lage der Burg, da noch 1492 deren Kirchweihe Hofkirchweihe hieß und „wo unschwer heute noch die Grundfläche, Gräben und Mauerreste festgestellt werden können“[2]. Wie berichtet wird, konnten im Zuge von Renovierungsarbeiten vor einigen Jahren Mauerreste der alten Burg festgestellt werden, die allerdings nicht dokumentiert wurden.

Kurz vor Fertigstellung der Festschrift erhielt die Gemeinde Regau im Zuge der Erstellung des Flächenwidmungsplanes vom Bundesdenkmalamt in Wien ein Schreiben, in dem auf Parzelle 2689, Katastralgemeinde Unterregau, stark zerstörte Reste der Burg Rebgau angeführt werden.

Möglicherweise bringen uns künftige Forschungen noch mehr und aufschlussreichere Erkenntnisse über die Grafen von Rebgau und deren Burg in unserer Gemeinde.

[1] Hauschlid J., Geschichte der Ortsgemeinde Regau, 13f.